Tantra- wo und wie starte ich damit?
Immer mehr Menschen erfahren von Tantra und was es für dein Leben macht und fragen dann: und, wie kann ich jetzt anfangen?
Gute Frage. Hier ein paar Impulse.
1 Tantra ist eine lebende Transmission.
Tantra ist ein mystischer spiritueller Weg. Klassischerweise wird er seit Jahrhunderten über Transmission gelehrt- d.h. der Schüler sitzt und praktiziert mit seinem Lehrer/ Lehrerin (es gab große Tantrika Meisterinnen z.B. in den Linien des Kashmir Shivaismus). Durch das miteinander Praktizieren, Meditieren und die Anleitungen der Meisterin/ des Meisters nimmt der Schüler, die Schülerin automatisch all die feinstofflichen Aspekte mit auf. All die Dinge, die nicht ausgesprochen werden können, die feinen, subtilen Geheimnisse des Universums.
Dadurch, dass die Teachings als Transmission gegeben werden, haben sie eine besondere Kraft, Shakti. Es ist ein bisschen so, als würde man einen Staffelstab mit einer Flamme der Weisheit von Generation zu Generation weitergeben. Das hat eine unglaubliche Energie und eine positive Wirkung auf die Tiefe der eigenen Praxis. Anstatt dass jeder sein eigenes kleines Feuer schürt, erhalten wir die Flamme von unserem Lehrer, unserer Lehrerin.
Bestimmte Mantren und Initiierungen funktionieren NUR durch die Weitergabe eines Initiierten. Ohne die Initiierung fehlt die Energie.
Das führt uns direkt zu dem Thema: Es gibt Schriften und (jahrhunderte alte) Bücher, auch die haben eine Transmission. Klassischerweise wird das Wissen aber von Mensch zu Mensch weitergegeben. Weswegen es Sinn macht- möchtest du wirklich in das Thema eintauchen- mit einem Lehrer oder initiierten Practitioner zu arbeiten.
2 Tantra geht auch online
Die moderne Welt beschert uns ja einiges an Möglichkeiten und mittlerweile müssen wir nicht zu Fuß ins entlegene Kashmir- Tal wandern, um dort einen tantrischen Meister zu treffen, der uns initiiert. Das geht auch online (bei vielen Dingen zumindest, bei einer klassischen Mantra- Initiierung kann es hier auch eine Grenze geben).
Das funktioniert meiner Erfahrung nach sogar ziemlich gut. Du hast zwar verglichen mit Live- Events nicht die Komponente mit der Gruppe und den Austausch, dafür aber den Vorteil, dass du die Übungen direkt in deine Lebensrealität übersetzt. Kein Dopamin- High, dafür aber gute und stetige Praxis da, wo du bist.
3 Tantra und Retreat
Tantra Retreats und Deep- Dives sind eine sehr schöne Möglichkeit, um dir Türen und Toren zu öffnen und neue Aspekte in einer Tiefe zu erfahren. Die Energie der Gruppe und auch das veränderte Umfeld können sehr dabei helfen. Als Gruppe bauen wir eine besonders starke Energie auf: d.h. das hilft uns dabei, einfach auch mitzufliegen und mitzugehen. Der Nachteil an Gruppenevents ist, dass es für manche überfordert sein kann und dass sehr häufig ein kleiner Crash auftritt, wenn wir dann wieder in unser Leben zu Hause ankommen (wenn wir unser Leben noch nicht so stark transformiert haben). Das ist der sogenannte Dopamin- Crash. Wenn wir wissen, wie wir damit gut umgehen können, ist das aber auch kein Problem.
Ich persönlich habe auf meiner Reise online und live Workshops kombiniert, um so von beiden Welten profitieren zu können. Die Online Arbeit ist für mich immer sehr gut, um das Gelernte wirklich zu leben. Außerdem habe ich so Zugriff zu großartigen Lehrern, muss mir aber keine 3 Monate frei nehmen (ja, manche Retreats sind sehr lang und ich wollte Tantra nicht nur in meinem Urlaub lernen). Die Live- Retreats haben mir gerade am Anfang geholfen, den ein oder anderen Durchbruch zu erleben. Die habe ich auch in der Online Arbeit, aber da vielleicht etwas langsamer.
4 Du brauchst keinen Partner für Tantra, kannst aber mit einem praktizieren.
Grundsätzlich sollte das Fehlen eines Partners kein Grund sein, nicht mit Tantra anzufangen. Auch, wenn dein Partner bei der ganzen spirituellen Kiste noch nicht an Bord ist. Im Gegenteil, Tantra in Partnerschaft ist ein eher neueres Phänomen. Im klassischen Tantra ging es viel mehr darum, die innere Einheit, also die Harmonisierung und Verschmelzen der inneren Polaritäten, zu erleben. Das innere Maskulinum mit dem äußeren Femininum. Das äußere Maskulinum mit dem inneren Femininum.
Selbst sexuelles Tantra kannst du so praktizieren und ich persönlich empfehle sogar, bei dir selbst anzufangen. Denn wenn du selbst aus dem Vollen schöpfst, kannst du ganz anders mit deinem (potenziellen) Partner, Partnerin in Kontakt gehen. Wenn du Single bist, ziehst du durch die Veränderung deiner Resonanz ganz andere Menschen in dein Leben. Wenn du in einer Beziehung bist und dein Partner noch nicht interessiert ist, aktiv Tantra zu leben, kannst du durch deine Veränderung einen Rahmen schaffen und die Initiatorin in deiner Beziehung sein. Eine Rolle, die im klassischen Tantra übrigens viele Frauen innehatten.
5 Wie du einen guten Lehrer/ Lehrerin und / oder Practitioner findest
Tantra ist ein spiritueller Weg mit einer Vielzahl an Linien. Tantra, so wie Yoga als spiritueller Weg, stammt aus Indien. Es gibt klassische indische Linien, die z.B. viel mit Mantra und Kriya arbeiten, also klassische Energiearbeit. Es gibt moderne Linien, so genanntes Neo- Tantra, das auch mit psycho- spirituellen Methoden arbeitet. Neo- Tantra wurde hauptsächlich durch Osho in den 60ern/ 70ern geprägt. Beim klassischen Tantra gibt es viele unterschiedliche, oft jahrhundertealte Linien. Manche sind für uns Westerners gar nicht zugänglich, manche Lehrer öffnen sich dem Unterricht von Menschen aus einer anderen Kultur.
6 Wie fange ich jetzt an?
Auf der Suche nach einem Lehrer und Practitioner für dich hilft das Aktive ausprobieren. Hier sind ein paar Daumenregeln:
- Frag die Lehrer / Practitioner wo und wie sie ihre Teachings herhaben. Wie ich oben beschrieben habe, ist Tantra eine lebendige Transmission. Frag auch, nach welcher Linie sie unterrichten.
- Informiere dich gerade beim sexuellen Tantra wie sich die Lehrerin / Practitioner mit dem Thema Grenzen, Trauma und Red Flags /Orange Flags beschäftigt und wie sie sicher stellen, dass die Teilnehmer ein gutes Erlebnis haben
- Sprich mit Schülern oder Menschen, die schon mal an einem Retreat dort teilgenommen haben.
- Fang, wenn du möchtest, mit niedrigschwelligen Formaten an. Viele Lehrer haben kennenlern- Formate, Instagram- Kanäle und andere Möglichkeiten
- Folge deiner Intuition.
- Sei neugierig und respektiere deinen Körper.
- (online) Festivals und kleine Events sind super Möglichkeiten, verschiedene Teacher und Styles kennenzulernen
Ich kann verstehen, dass es am Anfang ziemlich aufregend und auch einschüchternd ist, den ersten Tantra- Workshop zu machen. Gerade im sexuellen Tantra.
Ich persönlich bin auf gut Glück einfach in Seminare gegangen. Ich habe mit einem online Kurs angefangen und nach einem halben Jahr bin ich kurzerhand nach Thailand geflogen und da in verschiedene Einmal-Events und auch längere Retreats gegangen. In der Zeit habe ich auch aktiv Festivals gesucht und besucht. Mein Tantra Teacher Training habe ich gebucht, ohne Sarita einmal live getroffen zu haben. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht. Manchmal habe ich mich auch überfordert, aber auch das gehört dazu. Manche Schulen empfehle ich nicht weiter, aber ich habe dort sehr wertvolle Dinge gelernt, hatte auch eine gute Zeit und möchte es auf keinen Fall missen. Ich habe auch viele Teachings, die ich am Anfang gut und hilfreich fand, später überdacht und neu gesponnen. Zum Beispiel finde ich mich in den Teachings zur klassischen Männlichen- Weiblichen Polarität nicht wieder. Ich fühle mich als heteronormative Frau davon nicht ausgeschlossen, für mich war es aber immer ein unvollständiges Modell und hat sich so recht nicht integrieren lassen. Für andere wiederum ist es super.
Auch das gehört zum Prozess.
Auf dem spirituellen Weg wirst du öfter an deine Grenzen kommen und im Lernfeld vielleicht sogar schlechte Erfahrungen machen. Das habe ich auch gemacht. Auch wenn ein Großteil der Menschen, die ich im Feld kenne, wirklich sehr bemüht sind ein trauma- sensitives Umfeld zu schaffen, kann es immer mal passieren, dass jemand keine gute Erfahrung macht. Das liegt daran, dass wir als Menschen einfach sehr vielschichtig und komplex sind und in einer Gruppe von 30 Leuten auch mal jemand dabei ist, für den die Übung nicht hilfreich ist.
Deswegen gilt: mit offenem Mindset reingehen. Lernen, den eigenen Körper zu vertrauen. Lernen, nein zu sagen. Auch mal ausprobieren.
Übernimm Verantwortung für deine eigenen Erfahrungen. Du bist es und du allein, die hier Souveränität hat. Du bist die Expertin deiner eigenen Erfahrung. Das ist glaube ich der wichtigste Tipp, den ich geben kann.
In einem anderen Blog- Artikel habe ich ein paar meiner Lehrer und Schulen zusammengeschrieben. Siehe: Tantra Schulen und Lehrer, die ich mag.