ich muss zugeben, ich konnte mit diesem follow your bliss, follow your heart Gedöns lange nicht so viel anfangen. Es schwebt halt schon ziemlich in der spirituellen Blase herum. Das macht es für mich, jemanden, der an der Uni studiert hat und mitunter sehr rational sein kann, schwer das ganze glaubwürdig zu finden.
Dieses Jahr habe ich mir genau diesen Leitsatz auf mein Vision Board geschrieben.
Wie kommt es nun zu dieser Veränderung?
Tantra ist mein spiritueller Weg. Wenn man sich etwas eingänglicher mit Tantra beschäftigt, stößt man eigentlich früher oder später auf das Mantra: Sat Chit Ananda.
Existence, Consciousness, Bliss.
Dieses Ananda hat irgendwann angefangen, eine Faszination auf mich auszuüben.
Ananda- Bliss. Was ist das eigentlich?
Im Vijñāna-bhairava Tantra, eines der wichtigsten Schriften im Tantra aus dem Kashmir Shaivism, taucht dieses Prinzip und die Meditation auf dieses Prinzip öfter in den Sutren- den Meditationen auf. Zum Beispiel: Meditiere auf das Glücksgefühl im Essen und dadurch, erlebe deine fundamentale Natur.
Hier das Sutra 72 nochmal in seiner Englischen Version: “When experiencing expansion of happiness that comes from the pleasure of eating and drinking, permeate your entire being with this state of wholeness. Then, Supreme Bliss will appear”
Glück, Freude und Glückseligkeit sind also ein Wegweiser zu unserem tieferen Selbst. Denn das ist, was dieses Mantra beschreibt- dass das Substratum unseres Universums und der gesamten Existenz Supreme Bliss ist. Deswegen ist es eine valide Meditationstechnik, die täglichen Freuden als Portal in tieferes Glück- nämlich unsere fundamentale Natur- zu nutzen.
Meine Tantra- Lehrerin Sarita gab uns einmal als Integrations- Übung folgende Aufgabe: Follow your bliss. Ihr Ratschlag kam genau aus dem Wissen, dass ebendieses Glück uns den Weg zu unserem wahren selbst weist.
Joseph Campbell, Amerikanischer Psychologe, hat ein ganzes Buch über dieses Prinzip- follow your bliss geschrieben. Er beschreibt auch, warum es nicht nur in unserem spirituellen Wachstum, sondern auch für unseren ganzen Lebensweg einen Unterschied machen kann.
Joseph Campbell beschreibt es sehr gut:
Follow your bliss. If you do follow your bliss, you put yourself on a kind of track that has been there all the while waiting for you, and the life you ought to be living is the one you are living. When you can see that, you begin to meet people who are in the field of your bliss, and they open the doors to you. I say, follow your bliss and don´t be afraid, and doors will open where you didn’t know they were going to be. If you follow your bliss, doors will open for you that wouldn’t have opened for anyone else”
Wenn wir so darüber nachdenken- wenn dieses tiefe Glück Ausdruck unserer wahren Natur ist und wir über dieses subjektive Erleben mehr und mehr dieser wahren Natur folgen- dann passiert selbstverständlich das, was wir im spirituellen Jargon Synchronicities und Flow nennen. Weil wir dann genau in dieser Current- Welle drin sind.
Dabei geht es nicht darum, Dingen auszuweichen oder nur das zu tun, was sich gut anfühlt. Im Gegenteil. Hier kommt ein spirituelles Paradox- dass Bliss, eben Glückseligkeit, als Substratum unseres Universums viel größer ist als unsere mentalen Neigungen. Es ist ein Mysterium.
Wie kommen wir diesem Mysterium nun näher?
Ein erster großer Schritt ist, sich erstmal damit auseinanderzusetzen, wie sich dieser Bliss anfühlt. Erfahrungen zu machen. Sich die Frage stellen. Da mich das Thema sehr stark interessiert und ich schon seit längerem damit herumexperimentiere (unter anderem mit dem Thema Flow, Genius und alles, was damit zusammenhängt)- habe ich nämlich auch eine Entdeckung gemacht. Manchmal ist es gar nicht so einfach, den Bliss zu leben und zu spüren. Das hört sich jetzt komisch an, aber unser Nervensystem ist das manchmal gar nicht gewohnt, sich so gut zu fühlen. Dann setzen die kleinen und großen Sabotage-Mechanismen ein. Gay Hendricks nennt diese- Upper Limits.
Es ist eine ganz schöne Wachstumsreise, die einen auf den Grund von vielen internalisierten Schmerzen, Limitationen und Glaubensmustern bringt. Und deswegen ist diese Reise so lohnend.
In diesem Sinne,
Follow your bliss.