Bist du ein eher auditiver Typ? Diese Gedanken sind auch in einer mündlichen Version in der ersten Folge meines Podcasts zu hören.
Sinnhaftigkeit und die Frage nach dem Warum ist eine große Frage, in die man sein ganzes Leben hinein leben kann.
Heute spreche ich ganz pragmatisch darüber, wie du deinem Warum näher kommst.
Warum ist ein höherer Sinn für uns Menschen wichtig?
Mittlerweile gibt es viele Studien und Auseinandersetzungen zum Thema Sinn und Menschen und viele davon zeigen darauf, wie ein höherer Sinn oder ein größeres Warum Kraft, Ausdauer, Wohlbefinden und vieles andere stärkt.
Angefangen mit dem Buch von Viktor Frankl, dem Begründer der Logotherapie, der in seinem eindrucksvollen Klassiker seine Zeit im Konzentrationslager schildert. Er beobachtet, dass die Inhaftierten, die den Mut und Sinn verlieren, schneller aus dem Leben gehen.
Aus dieser Zeit stammt die Idee der Logotherapie, der Sinn-Therapie, die immer noch praktiziert wird und Anwendung in bestimmten psychotherapeutischen Kontexten findet.
Auch wenn wenn unser Wohlergehen und psychische Gesundheit akut in Ungleichgewicht ist, hilft eine gewisse Sinnhaftigkeit auf vielen Ebenen: zum Beispiel finanziell, ob auf individueller Ebene oder auf Produkt- oder Unternehmensebene macht das größere Warum einen Unterschied- vielleicht kennt ihr ja den bekannten Ted- Talk von Simon Sinek “Start with why”. In diesem Talk schlüsselt der Autor auf, inwiefern eine Vision und ein tieferes Warum zu mehr Innovation, besseren Produktdesign und Kundenorientierung verhilft und damit automatisch ein höherer Umsatz erzielt wird.
Die Sinnfrage auf der individuellen Ebene
Kommen wir zurück zur Sinnfrage auf individueller Ebene.
Wie fange ich jetzt damit an?
In meiner Arbeit ist Sinnhaftigkeit Erlebnis-basiert und es ist meiner Meinung nach wichtig, dass Sinn ein lebendiges Leben ist, kein theoretisches Konstrukt. Sinn ist spürbar im Körper. Vielleicht sind dir schon einmal Mission statements begegnet, die sich zwar beeindruckend anhören, aber sich irgendwie leer anfühlen. Das passiert, wenn diese Mission nicht wirklich verkörpert und gelebt ist. Sie hat keine Substanz.
Auf der individuellen Ebene hat lebendiger Sinn etwas mit Verkörperung zu tun.
Sinn und Sinnhaftigkeit ist etwas, in das wir hinein leben, das wir entdecken. Dein Sinn und erlebter Sinn ist kein Mission Statement, das du irgendwann aufschreibst und in die Schublade legst. Es ist etwas, das du jeden Tag neu entdeckst und tiefer erlebst.
Am Anfang kann es sein, dass du einen eher kognitiven Zugang zu dem Thema Sinnhaftigkeit hast. Gerade Menschen, die viel mit dem Verstand arbeiten, tun sich am Anfang schwer mit dem ganzen Thema der Verkörperung. Vielleicht gibt es bestimmte Werte oder Themen, die dich irgendwie schon immer angesprochen haben und zu denen du immer und immer wieder hingravitierst.
Der kognitive Zugang kann ein schöner Einstieg sein. Allerdings bin ich in meiner Arbeit auch einer Gefahr begegnet: Wenn dieser gedankliche Sinn zu einem Glaubenssatz wird. Wie “ich bin hier um die Natur zu schützen” oder “ich bin hier um neue, visionäre Ideen in die Welt zu bringen”. Es kann sein, dass dieser Sinn dann eher einschränkend wirkt- warum? Weil wir anfangen uns nach einem Maßstab zu messen und daraus ein Konstrukt entstehen kann, das nicht mehr lebendig ist und am tatsächlichen Kern vorbeigeht. In diesem Fall verbringst du viel Zeit und Energie damit, ein Konstrukt auszufüllen, das gar nicht wirklich dir entspricht. Denn vielleicht willst du gar nicht den Klimawandel aufhalten, auch wenn das eine noble Sache ist, sondern du willst lieber als Bergführer Kleingruppen durch die Schönheit der Natur führen.
Erlebte Sinnhaftigkeit geht mit einem Flow einher
Ich habe dieses Phänomen beobachtet und was ich sehr häufig sehe, ist, dass dann der Sinn zur Belastung wird und nicht wenige Menschen damit an ihre Belastungsgrenze gehen und nicht wirklich im Fluss sind. Das bedeutet, der individuelle Energieaufwand ist groß und es steckt viel persönliche Energie in der Sache, manchmal mehr als zur Verfügung steht.
Ein verkörperter Sinn und das Verbundensein mit einer tiefen Sinnhaftigkeit geht häufig mit einer Art Flow- Fluss einher. Weil wir mit etwas größeren verbunden sind, und daraus unsere Energie kommt. Unser kleines Ich wird zum Werkzeug und zum Vehikel für etwas Größeres.
Das bedeutet nicht, dass man keine Test bestehen oder schwierige Situationen meistern muss- im Gegenteil. Aber es geht viel einfacher und mit viel mehr Kraft.
Pragmatische Übung zu mehr Sinnhaftigkeit
Nun, wie fangen wir an, wenn wir unseren Sinn mehr spüren wollen?
Wenn du ein sehr verkopfter Mensch bist, hört sich das alles vielleicht ein wenig unverständlich an. So ging es mir auch, als ich angefangen habe.
Verkörperung kommt durch Übung. Durch das Verbinden mit dem eigenen Körper, den Sensationen, den Wünschen und den Bedürfnissen. Nicht wenige von uns sehen den Körper als eine Art Taxi fürs Gehirn und daher gilt es im ersten Schritt, die eigene Körperweisheit wiederzuentdecken.
In Sachen Sinnhaftigkeit gibt es eine ganz einfache Übung. Anstatt sich mit der großen Frage “Warum bin ich hier?” zu beschäftigen und sich das Hirn zu zermartern, ohne wirklich das Gefühl zu haben, der Sache auf den Grund zu kommen- fangen wir an im Alltäglichen.
Nämlich- was will ich gerade?
Wonach steht mir gerade der Sinn?
Was würde sich hier und jetzt gut anfühlen?
Was wünsche ich mir gerade?
Fang an mit einfachen Dingen. Wünscht sich mein Körper gerade Nudeln oder Salat? Welche Gerüche gefallen mir? Was tut meinem Körper gut? Gerade wenn wir Schwierigkeiten haben, irgendetwas im Körper zu spüren, sind kleinschrittige und konkrete Fragen hilfreich.
Dann können wir einen Schritt weiter gehen: Wie verbringe ich gern meine Zeit? Welche Menschen nähren mich? Welche Umfelder bestärken mich und tun mir gut? Welche Bücher inspirieren mich? Welche Situationen, Menschen, Kontexte und Umfelder stärken mich sowohl in meinem Wohlbefinden als auch in meinem kreativen Ausdruck?
Wenn du Aufmerksam meine Fragen studierst, fällt dir sicher auf, dass ich Sinnhaftigkeit nicht zwingen mit Selbstaufopferung oder einem Martyrium verbinde, auch wenn es gut und gerne so dargestellt wird. Im Gegenteil, ich verbinde Sinn mit tiefer Freude und Wohlbefinden.
Diese Fragen sind kleine Mini- Schritte zur größeren Sinnfrage. Auf der täglichen Ebene gehen wir nach, was uns wirklich anspricht. In diesem täglichen Erleben finden wir mehr und mehr heraus, wer wir wirklich sind und was wir wollen. Dieses Erleben und das Verbinden mit dem “was will ich” führt automatisch zu dem größeren Erlebten “was gibt mir Sinn”.
Lass das Leben dein Experimentierlabor sein. Denn nur so kannst du herausfinden, was du wirklich willst.
In diesem Sinne wünsche ich viel Freude und Leichtigkeit bei der täglichen Exploration und bis zum nächsten Mal.