Persönliche Evolution und Wachstum und dessen Randerscheinungen ist ein faszinierendstes Thema für mich, deswegen habe ich viel dazu selbst ausprobiert und gelesen.
Einer meiner Lieblings- Autoren zum Thema eigenes Potenzial und Wachstum ist Gay Hendriks.
In seinem Buch „the big leap“ beschreibt er ein Phänomen, das er bei vielen seiner Klienten beobachtet hat und auch ich in meiner Reise und bei anderen beobachtet: das Upper Limit.
Jeder Mensch hat sein eigenes Temperatur- Setting, das von verschiedenen Faktoren geprägt ist. Bist du in einer reichen Familie aufgewachsen kann es sein, dass du komfortabel mit dem Besitz von Geld bist oder aber auch nicht (weil bestimmte Geschichten daran gebunden sind, z.B. das Empfinden von Unfreiheit). Wie wir eingestellt sind und auf welche Faktoren wie reagiert wird, ist individuell.
Nun sind wir auf eine Temperatur eingestellt. Wenn unser Erfolg, unser Glücksgefühl, unsere persönliche Erfüllung geringer ist als die Standard- Temperatur, fühlen wir uns nicht gut. Wir versuchen, unsere Situation zu verbessern. Andersherum, wenn wir erfolgreicher, reicher, glücklicher sind, dann gibt es auch eine innere Stimme, die sich nicht wohl fühlt. Das ist das Upper – Limit. Wir kommen an die Grenzen unserer Wohlfühlzone- wenn auch im positiven Sinne. Was jetzt passiert ist sehr interessant. Wenn wir diese Grenze nicht bewusst auf dem Schirm haben, fängt ein Teil von uns an, diesen Erfolg zu sabotieren, um wieder auf die „gewohnte“ Einstellung zurückzukommen. Das kann unterschiedlich aussehen: Streit, sich klein machen, Jobs annehmen, die man eigentlich nicht mag, Schuldgefühle, nicht- annehmen von Komplimenten, unproduktive Sorgen und Schreckensszenarien ausmalen und so weiter.
Auch aus Sicht der Polyvagaltherorie kann man das Upper Limit Phänomen folgendermaßen erklären: ein alter Teil von uns will im gewohnten Umfeld bleiben, weil neu mit Risiko verbunden ist. Unser Körper- Geist System und damit unser Nervensystem darf lernen, dass wir auch in diesen Risikosituationen immer noch die Agency eines erwachsenen, denkenden Menschen haben und mit uns wachsen. Das ist ein Prozess.
Persönlich zu wachsen, bedeutet auch eine höhere Kapazität für Erfolg, Liebe und Freude zu haben. Wir können diesen Prozess unterstützen, in dem wir uns bewusst für diese Expansion entscheiden, den Körper mitnehmen und auch die Anteile in uns, die Angst haben und lieber nicht wachsen wollen. Das kann nur geschehen, wenn wir dies mit Liebe und Achtsamkeit für diese Teile tun. Ein kognitives Meta-Shaming dieser Anteile scheint reizvoll, ist aber häufig nicht effektiv. Stattdessen entstehen nur noch mehr „du solltest“ oder „du müsstest“ Sätze im eigenen Kopf und nicht eine liebevolle Auseinandersetzung mit den eigenen Anteilen.
Eine einfache und effektive Methode ist ein achtsames, liebevolles Zuhören dieser Anteile. Die Focusing Methode bietet Anleitung hierzu. Außerdem sind körperbasierte Arbeiten, das Arbeiten mit dem inneren Kind und traumainformierte Methoden gute Möglichkeiten, mit den eigenen Limitationen zu arbeiten.
In diesem Sinne,
keep expanding!
Deine Linda